Konzert Villmar Aug. 2015

Hohe Kunst von Orgel und Gesang

Eine eindrucksvolle Verbindung von Orgel- und Gesangskultur erlebten die Zuhörer des gut besuchten Auftaktkonzerts zum Villmarer Orgelsommer.
Das Heidelberger Vocalensemble „Toscaninis“ gab in der Pfarrkirche St. Peter und Paul Villmar eine gelungene Vorstellung.Foto: Willibald SchenkDas Heidelberger Vocalensemble „Toscaninis“ gab in der Pfarrkirche St. Peter und Paul Villmar eine gelungene Vorstellung.
Villmar. 

Der Villmarer Orgelsommer hat mit einem hochkarätigen Konzert in der katholischen Pfarrkirche „St. Peter und Paul“ Villmar begonnen. In dem schönen Gotteshaus liegen auch die Wurzeln der inzwischen gut angenommenen Veranstaltungsserie. Bernold Feuerstein (Villmar) als Vorsitzender des Vereins „Toccata – Orgelkultur Limburg-Weilburg“ hat in den letzten Jahren etliche Impulse gesetzt, die sowohl den Freunden der Orgelmusik als auch den Interessenten der anspruchsvollen Gesangskunst sehr entgegenkommen. Beide Elemente können sich wunderbar ergänzen. Das zeigte das erste Konzert eindrucksvoll.

Schon Johann Sebastian Bach schätzte den weltberühmten französischen Organisten Nicolas de Grigny (1672–1703), der an der Kathedrale in Reims wirkte. In seinem einzigartigen Werk „Premier Livre d’Orgue“ (1699) zeigt er eine strengere und ernstere Ausdrucksweise als seine Landsleute in jener Zeit. Er wirkt aristokratisch-vornehm und zugleich vergeistigt. „Premier Livre“ enthält eine Messe und Hymnen für die Hauptfeste des Kirchenjahres.

Auf Vermittlung Feuersteins hin war das Vocalensemble „Toscaninis“ unter der Leitung von Lorenz Miehlich (Heidelberg) in das Konzert integriert und verlieh gemeinsam mit Thomas Wilhelm an der Klais-Orgel dem musikalischen Geschehen tiefen Ausdruck. Das Ensemble hatte gerade einen Stimmbildungskurs absolviert, in dem die Männer demonstrieren konnten, dass sie auch für die gregorianischen Gesänge aufgeschlossen sind. In der gemischten Besetzung boten die Sängerinnen und Sänger ein wunderschönes kammermusikalisches Klangbild, das seinesgleichen sucht. Kein Wunder, denn der studierte Solosänger Lorenz Miehlich ist auch als Stimmbildner der Chöre des Collegiums Musicum der Universität Heidelberg tätig. Er ist außerdem Mitglied des Deutschen Kammerchores.

Seinem Ensemble „Toscaninis“ vermittelt Miehlich die hohe Kunst der Gesangskultur, was sich vornehmlich bei der Bewältigung anspruchsvoller geistlicher Motetten zeigte. Zwei Beispiele aus dem Programm: „Sicut cervus“ von Palestrina und „Jubilate Deo“ von Orlando di Lasso.

Eine besondere Ehre für den langjährigen Villmarer Kirchenmusiker Bernhard Hemmerle (geb. 1949), der sich jetzt zunehmend als Komponist betätigt, war die Aufführung seiner Komposition „Sternennacht“, die ausdrucksstark von dem Ensemble nachempfunden wurde. Zum Schluss des Konzerts erklangen moderne Songs, unter anderen das „Irish blessing“ (James E. Moore, geb. 1951). Das meisterhafte Orgelspiel beschloss Thomas Wilhelm mit dem „Festival Prelude“ über das Luther-Lied „Eine feste Burg ist unser Gott“ von William Faulkes (1863–1933), bei dem der Organist eine differenzierte Registermischung und ein prachtvolles Plenum einsetzte. Fazit: Ein wirklich schönes Konzert!

 

Nassauische Neue Presse, 18.8.2015